Wenn ich ein Gebäude wäre, wie würde es aussehen? Und wenn ein Haus ein Mensch wäre, wer würde uns da begegnen? Die Analogie von einem menschlichen Körper und Architektur ist wahrscheinlich so alt wie die Idee des Bauens selbst.
Was aber geschieht, wenn man diese Relation von Körper und Architektur wörtlich nimmt? Also keine metaphorische Übertragung von einem Bereich in den anderen, sondern eine Identifikation. Der Klinkerstein als Zelle, der eigene Körper als gebaute und veränderbare Architektur und das Vorstadthaus als lebendiger Organismus. Wenn es ein Verschmelzen gibt vom eigenen Körper und den Architekturen, in denen wir leben, was entsteht dann in den Vorstadtsiedlungen und Baumärkten unserer Zeit?
Diese Hauskörper sind wie die groteske Verkehrung einer Idealstadt, konstruiert und künstlich, dabei zutiefst widersprüchlich: melancholisch und heiter, wissend und erneuernd, langweilig und inspirierend. „Vielleicht können wir gerade von der Allerweltslandschaft am Rand der Städte, vulgär und missachtet wie sie ist, die entscheidenden Hinweise auf die vielschichtige und widersprüchliche Ordnungsstruktur bekommen, die unserer Architektur als einem urbanen Ganzen und dem Leben in ihr wirklich gerecht werden kann.“ (Robert Venturi, Konstruktion und Widerspruch) Man kann sich nicht selbst beschreiben, ohne das Haus zu beschreiben, in dem man aufgewachsen ist.
(Martin Schepers)