Seine vierwöchige Raumforschung in Loitz an der Peene begann der Künstler Oliver Gather mit Interviews von Anglern, um herauszufinden, ob es persönlichen, intim angeeigneten Raum auch im Draußen geben kann. Angler agieren in ihrer spezifischen Jagd nach Fisch in unterschiedlichen Distanzen. Roland Barthes beschreibt drei dieser Distanzen in seiner Vorlesung „Wie zusammen leben“, die er 1976-77 am Collège de France hielt. Der proxemische Ort ist das, was uns unmittelbar und in nächster Nähe umgibt: zum Beispiel die Schreibtischplatte und alles, was wir auf ihr erreichen, wenn wir auf dem Schreibtischstuhl sitzen, oder der Klappstuhl des Anglers, in den er sich schmiegt und von dem aus er all seine Utensilien erreicht. Er ist das Nest, das wir uns aus unserer Bettdecke machen, und auch noch der Nachttisch, der nur in Armeslänge vom Bett steht und alles Überlebenswichtige enthält. Die Nachttischlampe erleuchtet dann schon Teile des Refugiums, des Gebietes unseres Zimmers, in dem wir in unserem eigenen Rhythmus leben und unsere kleine Weltordnung etablieren. Die Bucht, die versteckt am Ufer liegt und dem Angler in seinem Stuhl als Rückzugsort dient, ist sowohl Refugium als auch proxemischer Ort. Von hier aus schaut er an seiner Angel entlang auf sein Territorium, das Gebiet, das er für seine Jagd überblickt, das ihm die Anwesenheit von Hecht, Zander oder Wels verrät. Das eigentliche Jagdrevier ist jedoch seinen Blicken entzogen, unsichtbar unter der Wasseroberfläche.